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Löhrer läuft in den Europameisterschafts-Final

Der Karrierehöhepunkt des Leichtathleten Daniel Löhrer bedeutete zugleich die Rückkehr seines Trainers Martin Steger an den Ort seines grössten Erfolges

Daniel Löhrer vom STV Oberriet-Eichenwies schaffte an den European Championships in München mit der 4x100-Meter-Staffel den Einzug in den Final und feierte damit den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Dies 50 Jahre nachdem sein Trainer und ehemaliger Radsportler Martin Steger in der Mannschaftsverfolgung bei den Olympischen Spielen in München 1972 mit dem sechsten Rang ein Olympischen Diplom gewann. Eine emotionale Geschichte.

Das i-Tüpfchen einer erfolgreichen Saison
«Ich hätte noch letztes Jahr nicht gedacht, dass es möglich ist, einmal an einer Europameisterschaft zu laufen. Deshalb bedeutet es mir sehr viel, dass ich Teil der Schweizer 4x100-Meter-Staffel an den European Championships war, die den 5. Rang erreichte», so Daniel Löhrer vom STV Oberriet-Eichenwies wenige Stunden nach seinem grössten sportlichen Erfolg. Die Teilnahme an den European Championships war das i-Tüpfchen auf einer schon bisher äusserst erfolgreichen Saison – und gar doppelt emotional. Denn genau vor 50 Jahren gewann sein Coach Martin Steger – damals noch auf dem Rad – in München ein Olympisches Diplom im Mannschaftsverfolgung auf der Bahn. Im Team damals auch der Oberrieter René Savary und der heute in Chur lebende Altstätter Christian Brunner. Sechs bis sieben Jahre habe er damals daran gearbeitet an den Olympischen Spielen dabei zu sein, erzählte Steger. Und schon damals habe seine Liebe zur Leichtathletik gebrannt und er habe möglichst viele Leichtathletik-Wettkämpfe verfolgt: «Als ich nun ins Olympiastadion zurückkehrte, kannte ich mich sofort aus. Die Erinnerungen kamen hoch und gleichzeitig war ich stolz, dass es Daniel Löhrer hierhergeschafft hat. Es lief mir kalt den Rücken hinunter», erzählte Steger.

Löhrer zeigte ein fast unglaubliches Rennen
Dabei war noch vor zehn Tagen ungewiss, ob Daniel Löhrer überhaupt an den European Championships auflaufen würde. Erst die Ausscheidungsrennen im Staffeltraining vom 9. August gegen Sylvain Chuard entschieden für den Athleten des STV Oberriet-Eichenwies. Dabei sprachen die Laufzeit und die Übergabequalität für ihn. Beim Einlaufen vor dem Vorlauf im Olympiastadion in München war es dann definitiv: Daniel Löhrer wird die vierte Ablöse laufen. Dabei gelang ihm ein fast unglaubliches Rennen. Die Schweizer 4x100-Meter-Staffel mit Pascal Mancini, Bradley Lestrade, Felix Svensson und Daniel Löhrer lief in ihrem hartumkämpfen Vorlauf auf Rang 3. Damit qualifizierten sie sich für den Final. Daniel Löhrer bewies dabei einmal mehr seine Nervenstärke, konzentrierte sich auf sich, lief zum richtigen Zeitpunkt los und konnte schliesslich seine Gegner noch distanzieren. Auch persönlich war er sehr zufrieden mit seiner Leistung. «Ich konnte das umsetzen, was wir trainiert haben. Bei unserer Übergabe war alles optimal und ich konnte den Erwartungen und dem Druck standhalten», so der in Eichberg lebende Athlet. «Dass die Familie, Trainer Martin Steger und Freunde aus der Leichtathletik-Szene im Publikum sassen und die Schweizer Fans eine derartig gute Stimmung machten, war sehr cool», erzählte Löhrer von seinen Erlebnissen.

Staffel läuft neuen Schweizer Rekord
Ziemlich schnell wusste er aber auch, dass er voraussichtlich im Final nicht laufen würde. Dennoch wärmte er sich wie immer konzentriert auf, jederzeit bereit für einen Einsatz zu sein. Die Devise vor dem Final war klar: Die Staffel wollte mit dem Gedanken an eine Zeit unter 39 Sekunden und einem neuen Schweizer Rekord im Hinterkopf, alles riskieren. Dies gelang: mit 38,36 im Sog der britischen Sieger erreichten sie beide Ziele.

Auf einmal war er über Kurzdistanzen schnell
Daniel Löhrer war bis nach der Rekrutenschule Mittelstreckenläufer. «Damals spürte ich auf einmal, dass er über 100 m unglaublich schnell lief», erinnert sich sein Trainer Martin Steger und auch der Athlet selber hatte auf einmal mehr Freude an den kurzen Distanzen, So bemühte sich Steger kurzfristig darum, dass Löhrer am Gesa-Cup in Altstätten über die Sprintstrecke laufen durfte. Der dritte Rang gab ihm recht.

In 10,43 Sekunden über 100 m
Heute sind Daniel Löhrers Paradedisziplin die 200 Meter. Doch auch über 100 m lief er immer wieder starke Zeiten. Dann kam er letzten Herbst in den Staffel-Pool, dem 8 bis 10 Athleten angehören. Durch eine Verletzung eines Kollegen kam er diesen Juni am Ostrava Golden Spike in Tschechien kurzfristig ins Team und startete erstmals international auf der vierten Position und nur einige Tage später sprintete er auch beim Diamond League Meeting in Stockholm mit der 4x100-Meter-Staffel. Im Juli schliesslich konnte er im Meeting de la Gruyère in Bulle mit 10,43 sek. den St.Galler Kantonalrekord egalisieren.

Sport weiterhin wichtiger Punkt
Nach den European Championships wird Daniel Löhrer die Weichen neu stellen. Der IT Sales Engineer wird ein vierjähriges Teilzeitstudium in Aviatik in Angriff nehmen. Auch die Leichtathletik wird weiterhin ein wichtiger Punkt im Leben des Oberrheintalers sein: «Es wird sicher noch weiter gehen. Der Grossanlass hat mir bestätigt, dass mir mein Sport weiterhin Freude macht und sich lohnt auf ein grosses Ziel hinzuarbeiten.» Und sein Trainer ergänzt: «Vielleicht wird wie einst für mich auch für Daniel der Traum von Olympia in Erfüllung gehen.»

Quelle: Rheintaler/Andrea Kobler